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Postcards from Iran

Die Post. Gibt es, Punkt. Sie funktioniert auch, nur eben etwas anders.

Der Briefträger ist im Iran ein Exot, vielleicht sogar eine Chimäre, ein Dschinn; gesehen habe ich jedenfalls noch keinen. Auch Briefkästen zum Einwurf wird man selten, allenfalls vor touristischen Attraktionen finden. Und für zu Hause gibt es Briefkästen wie wir sie kennen eigentlich nur in den neueren Häusern mit mehreren Mietparteien. Aber die Iraner sorgen sich nicht um ihren Briefkasten. Nicht einmal, wenn sie zwei, drei Wochen verreisen.
Warum? Es werden einfach kaum Briefe verschickt. Auch keine Rechnungen und erst recht keine ungebetenen Wurfsendungen. Will man was vom Amt, geht man aufs Amt. Will das Amt was von dir, ruft es an und bestellt dich ein. Und der Mann von der Telefongesellschaft bringt die Rechnung persönlich vorbei, bezahlt wird gleich oder per Sammlung aller Mietparteien oder später am Automaten oder in der Bank.

Im Iran dient die Post nahezu ausschließlich dem Versenden von Gegenständen, Gepäck und dergleichen. Dass man als Tourist trotzdem Postkarten nach Hause schicken kann, macht die Sache spannend. Bei mir war es das letzte Mal ein kleines Abenteuer und eine der vielen Gelegenheiten, in den Genuss der persischen Hilfsbereitschaft zu kommen:

Grundsätzlich gibt es Postkarten zu kaufen, wunderbare Fotos von diversen Sehenswürdigkeiten, ein bisschen Kitsch und das übliche „I <3 …“. Das Abenteuer beginnt indessen schon bei der Frage der richtigen Frankierung. Der Kioskverkäufer in Persepolis wirkte ziemlich souverän, als er meinte, drei Marken zu je 5.000 Rial würden genügen. Nun gut, als die Karten dann später geschrieben, adressiert und beklebt waren, ging es zum kleinen Postamt an der Kreuzung. Hier war man offenbar noch nie mit dem Phänomen ‚Postkarte‘ konfrontiert worden. Gehört so was nicht in einen Briefumschlag? Und überhaupt, reichen denn die Briefmarken aus? Im Nachbargeschäft weiß auch niemand Rat, obwohl die ja noch weniger mit der Post zu tun hatten als die Post. Großes Rätselraten, eine junge Angestellte mit Englisch-Kenntnissen beginnt im Internet zu recherchieren …
Aber kein Problem. Einer der Postbeamten lud mich hinten auf sein Moped und chauffierte mich flott zum nächst größeren Postamt, wo er mich in die Obhut seines dortigen Chefs übergab. Der klemmte sich für eine halbe Stunde ans Telefon, als würde er beim Postminister persönlich nachfragen, und klärte die Angelegenheit schließlich: Karte ohne Briefumschlag ist okay. Aber es müssen noch einmal 15.000 Rial je Karte nachfrankiert werden. (Zusammen dann knapp 1 €, ob’s wirklich hinhaut, weiß ich bis heute nicht.) In trauter Gemeinschaftsarbeit im Hinterzimmer pflasterten wir also das Dutzend Postkarten mit weiteren Marken zu und ergänzten die teilweise überklebten Adressen und Grüße. Fertig, bashe, mission accomplished.

In den letzten Tagen erreichen mich nun Anrufe von Freunden und Verwandten, die sich bedanken wollen. Die Postkarten sind da! Nach reichlichen 5 Wochen. Immerhin, es waren ja auch 5 Marken drauf. Aber vielleicht hat doch noch jemand mitgelesen, so ohne Briefumschlag, wer weiß.

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